Sofortmaßnahmen für die EU-KI-Verordnung: Unternehmen müssen jetzt handeln
Seit Februar 2025 gelten erste verbindliche Bestimmungen der EU-KI-Verordnung. Unternehmen müssen sofort handeln, um rechtliche Risiken zu vermeiden und Compliance sicherzustellen.
Lesezeit: 8 Minuten
Aktueller Stand der EU-KI-Verordnung: Was bereits gilt
Die EU-KI-Verordnung (AI Act) ist seit August 2024 offiziell in Kraft und wird schrittweise implementiert. Bereits seit dem 2. Februar 2025 gelten erste verbindliche Bestimmungen, die sofortige Handlungen von Unternehmen erfordern. Die Verordnung verfolgt einen risikobasierten Ansatz und kategorisiert KI-Systeme nach ihrem Gefährdungspotenzial.
Unternehmen, die KI-Systeme entwickeln, anbieten oder nutzen, müssen verstehen, dass Nichteinhaltung zu erheblichen Strafen führen kann – bis zu 35 Millionen Euro oder 7% des weltweiten Jahresumsatzes. Die gestaffelte Einführung der Bestimmungen gibt Unternehmen Zeit zur Anpassung, erfordert aber sofortiges Handeln für bereits geltende Vorschriften.
Sofortige Verbote: KI-Systeme mit unannehmbarem Risiko
Bereits verbotene KI-Anwendungen identifizieren
Seit dem 2. Februar 2025 sind KI-Systeme mit unannehmbarem Risiko vollständig verboten. Unternehmen müssen ihre bestehenden KI-Anwendungen sofort überprüfen und verbotene Systeme identifizieren und einstellen.
Manipulative KI-Systeme, die unterbewusste Techniken einsetzen, um das Verhalten von Personen zu verzerren und ihre Fähigkeit zu informierten Entscheidungen zu beeinträchtigen, sind seit Februar 2025 strikt verboten.
Manipulative KI-Systeme—KI-Anwendungen, die unterschwellige, manipulative oder täuschende Techniken verwenden, um das Verhalten von Einzelpersonen oder Gruppen zu beeinflussen und ihre Entscheidungsfähigkeit zu beeinträchtigen.
Predictive Policing—KI-Systeme zur Vorhersage kriminellen Verhaltens durch Profilerstellung von Personen basierend auf persönlichen Daten oder abgeleiteten Persönlichkeitsmerkmalen.
Social Scoring—Systeme zur Bewertung oder Klassifizierung von Personen basierend auf ihrem sozialen Verhalten oder abgeleiteten persönlichen Eigenschaften, insbesondere für Zugang zu Arbeitsplätzen, Krediten oder öffentlichen Dienstleistungen.
Biometrische Echtzeit-Identifikation—KI-Systeme zur biometrischen Identifikation (z.B. Gesichtserkennung) in Echtzeit, besonders in öffentlich zugänglichen Räumen oder für Strafverfolgungszwecke.
Seit dem 2. Februar 2025 gilt Artikel 4 der EU-KI-Verordnung zur KI-Kompetenz. Unternehmen, die KI-Systeme entwickeln, vertreiben oder betreiben, müssen sicherstellen, dass alle Mitarbeiter und externen Dienstleister, die an Planung, Implementierung oder Nutzung von KI-Systemen beteiligt sind, entsprechend geschult werden.
Mindestanforderungen für KI-Schulungen
Die Europäische Kommission hat detaillierte Leitlinien im Q&A-Format veröffentlicht, die die Mindeststandards für KI-Kompetenzschulungen definieren. Diese Schulungen müssen den sicheren Umgang mit KI-Systemen und die Einhaltung rechtlicher und ethischer Standards vermitteln.
Kommende Fristen: August 2025 Meilensteine
Verhaltenskodex für allgemeine KI-Modelle
Bis zum 2. Mai 2025 soll das KI-Büro der Europäischen Kommission Verhaltenskodizes für allgemeine KI-Modelle (General-Purpose AI Models, GPAI) veröffentlichen. Diese Kodizes werden zentrale Instrumente für Anbieter sein, um ihre Compliance mit der KI-Verordnung zu demonstrieren.
GPAI-Modell Verpflichtungen ab August 2025
Ab dem 2. August 2025 werden Governance-Verpflichtungen für GPAI-Modellanbieter anwendbar. Unternehmen, die solche Modelle bereitstellen, müssen verschiedene Compliance-Anforderungen erfüllen, einschließlich Transparenzpflichten und Risikobewertungen.
Sofort-Compliance-Checkliste für Unternehmen
Phase 1: Bestandsaufnahme und Risikobewertung
Der erste kritische Schritt für jedes Unternehmen ist die vollständige Katalogisierung aller KI-fähigen Systeme. Studien zeigen, dass Organisationen oft Hunderte von KI-fähigen Funktionen haben, von denen viele in Standard-Anwendungen und SaaS-Angeboten integriert und nicht sofort sichtbar sind.
KI-System-Inventar erstellen—Identifizieren und katalogisieren Sie alle KI-Systeme in Ihrem Unternehmen, einschließlich integrierter Lösungen in Standard-Software und SaaS-Plattformen. Kategorisieren Sie diese nach den Risikolevels der KI-Verordnung.
Verbotene Systeme sofort einstellen—Überprüfen Sie alle identifizierten KI-Systeme auf Übereinstimmung mit den Verbotslisten und stellen Sie nicht-konforme Systeme umgehend ein oder modifizieren Sie diese grundlegend.
Hochrisiko-Systeme identifizieren—Klassifizieren Sie KI-Systeme, die in kritischen Bereichen wie Biometrie, kritische Infrastruktur, Bildung, Beschäftigung, Strafverfolgung oder Justiz eingesetzt werden, als Hochrisiko-Systeme.
Gap-Analyse durchführen—Bewerten Sie bestehende Compliance-Lücken und erstellen Sie eine angepasste Compliance-Strategie mit Zeitplänen, Verantwortlichkeiten und benötigten Ressourcen.
KI-Schulungsprogramm implementieren—Entwickeln Sie umgehend Schulungsprogramme für alle Mitarbeiter, die mit KI-Systemen arbeiten, basierend auf den EU-Kommissions-Leitlinien für KI-Kompetenz.
Organisatorische Sofortmaßnahmen
Governance-Struktur etablieren
Unternehmen müssen sofort eine klare Governance-Struktur für KI-Compliance etablieren. Dies erfordert abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und eine eindeutige Aufgabenverteilung zwischen technischen und rechtlichen Rollen.
IT-Richtlinien aktualisieren
Bestehende IT-Richtlinien müssen überarbeitet werden, um den Anforderungen der KI-Verordnung zu entsprechen. KI-spezifische Compliance-Verfahren sollten in den gesamten KI-Lebenszyklus integriert und mit bestehenden IT-Prozessen verknüpft werden.
Durch die Abstimmung von Compliance-Initiativen mit bestehenden Strukturen können Unternehmen Störungen reduzieren und einen reibungslosen Übergang zur KI-Verordnungs-Compliance gewährleisten.
Dokumentation und Transparenzpflichten
Umfassende Dokumentationsanforderungen
Regulierungsbehörden verlangen zunehmend umfassende Dokumentation zur Gewährleistung von Transparenz und Nachverfolgbarkeit bei KI-Entscheidungen. Ohne angemessene Dokumentation riskieren Unternehmen Nichteinhaltung der EU-KI-Verordnung und anderer regulatorischer Rahmenwerke.
Audit-Trails und Logging
Alle KI-Systeme müssen manipulationssichere, durchsuchbare und strukturierte Logs führen, die forensische Untersuchungen oder Compliance-Überprüfungen ermöglichen. Dies ist kritisch für die Audit-Bereitschaft, insbesondere unter strengen Regimen wie der EU-KI-Verordnung.
Praktische Implementierungsschritte
Kurzfristige Aktionsschritte (bis August 2025)
Unternehmen müssen sich auf die nächste Welle von Verpflichtungen vorbereiten, die im August 2025 in Kraft treten. Dies umfasst die Bereitschaft für GPAI-Modell-Anforderungen und die Implementierung von Transparenzmaßnahmen.
Menschliche Aufsicht implementieren
Automatisierte Systeme, die Entscheidungen treffen, welche Menschen betreffen (z.B. Kreditgenehmigungen, Einstellungen, Gesundheitswesen), müssen klare Prozesse für menschliche Aufsicht beinhalten. Die EU-KI-Verordnung schreibt dies für alle Hochrisiko-Anwendungen vor.
Transparenz-Maßnahmen sofort umsetzen—Nutzer müssen informiert werden, wenn sie mit KI-Systemen interagieren. Dies umfasst klare Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten, Chatbots und anderen automatisierten Systemen.
Risikobewertungen standardisieren—Verwenden Sie standardisierte Frameworks wie das NIST AI Risk Management Framework oder die OECD AI-Prinzipien, um Bewertungen zu strukturieren und interne Lücken in der Risikominderung zu identifizieren.
Bias-Testing implementieren—Testen Sie auf unterschiedliche Auswirkungen bei geschützten Klassen in jedem Modell, das Nutzer oder Arbeiter betrifft. Dies ist nicht nur rechtlich erforderlich, sondern auch ethisch geboten.
Ausblick und kontinuierliche Compliance
Langfristige Vorbereitung auf 2026-2027
Während sofortige Maßnahmen kritisch sind, müssen Unternehmen auch die vollständige Anwendung der KI-Verordnung bis August 2026 vorbereiten. Hochrisiko-KI-Systeme haben bis August 2027 Zeit zur vollständigen Compliance, aber frühzeitige Vorbereitung ist entscheidend.
Die EU-KI-Verordnung ist mehr als nur eine regulatorische Hürde – sie bietet Unternehmen die Möglichkeit, Vertrauen aufzubauen, Innovationen voranzutreiben und sich als verantwortungsvolle KI-Anwender zu positionieren. Unternehmen, die jetzt handeln, werden besser positioniert sein, um von den Chancen der KI-Revolution zu profitieren.
Frühe Vorbereitung auf die EU-KI-Verordnung ist der Schlüssel zum Erfolg. Unternehmen, die jetzt investieren, werden Wettbewerbsvorteile erlangen und rechtliche Risiken minimieren.
/ Bereit für den nächsten Schritt?
Lassen Sie uns Ihr Projekt besprechen
Sie haben konkrete Fragen oder möchten ein individuelles Projekt umsetzen? Lassen Sie uns in einem unverbindlichen Gespräch herausfinden, wie ich Ihnen helfen kann.